Hallo ich bin Eugenie nun Amy

Liebes Tierheim-Team!

Endlich schaffe ich es mal, mich bei Euch zu melden. Ich weiß, das hätte ich schon viel eher tun sollen, aber irgendwie kam ich nie dazu, weil so viel los war in meinem Leben. Heute aber!

Früher hieß ich Eugenie und saß seit mindestens Oktober 2019 im Tierheim in Serres. Da es dort kaum Vermittlungschancen für mich gab, kam ich vor über einem halben Jahr zu Euch. Was ich damals nicht wusste: es gab eine Frau namens Christine, die sich schon seit Monaten immer wieder meine Bewerbungsfotos auf der Homepage des Hundegarten Serres angesehen hat und mich so gerne zu sich geholt hätte. Ihr müsst wissen, dass Christine am 11.02.2017 bereits eine andere Hündin aus Serres adoptiert und diese direkt vom Transport in Euskirchen abgeholt hatte. Da Christine aber inzwischen nicht mehr alleine, sondern mit ihrem Partner und insgesamt drei Hunden und zwei Katzen zusammenlebte, traute sie sich dies bei mir nicht. Man konnte ja schließlich nicht wissen, ob ich die Katzen nicht vielleicht gerne mal gejagt und angeknabbert hätte. Zum Glück erfuhr Christine durch Zufall, dass ich im März diesen Jahres zu Euch reisen durfte und sofort stand für sie fest, dass sie mich unbedingt kennenlernen wollte, trotz 200 km Anfahrt. So nahm sie umgehend Kontakt zu Euch auf und fieberte meinem Eintreffen bei Euch entgegen. Endlich war der große Tag gekommen, Ihr führtet Christine zu meinem Zwinger und es war Liebe auf den ersten Blick. Da war auch vollkommen egal, dass mein rechtes Auge eitrigen Ausfluss hatte und Ihr Christine darüber informiertet, dass zusätzlich zu der bereits diagnostizierten Ehrlichiose auch noch Herzwürmer bei mir nachgewiesen wurden. Da Christine und ihr Partner zwei Tage nach unserem Kennenlernen umzogen und sie mir diesen Stress ersparen wollten, blieb ich noch ein paar Tage bei Euch und Christine holte mich zwei Tage nach dem Umzug ab, am 12.03.2021. Was war sie aufgeregt dabei! Ich zugegebenermaßen auch – ich hatte endlich ein Frauchen! Wie es in meinem neuen Zuhause wohl werden würde? Obwohl ich anfangs sehr schüchtern war, gefiel es mir dort aber sofort! Ich konnte zunächst gar nicht glauben, dass ich ein ganz eigenes, weiches Körbchen nur für mich bekam! Das kannte ich aus Serres ja gar nicht. Wenn mir kalt war, deckte Frauchen mich darin mit einer weichen Decke zu, so dass ich sofort gut schlafen konnte. Frauchen wollte mich zuerst Amelie nennen, aber irgendwie passte das nicht so richtig und so heiße ich nun Amy. Damit sind wir alle sehr zufrieden. Nach meiner Ankunft war ich draußen so aufgeregt, dass ich die ersten 23 Stunden lang gar nichts gemacht hab. Ich hab aber kein einziges Mal ins Haus gemacht und es dauerte nicht lange, bis ich es genoss, den Garten unsicher zu machen.

Damit kommen wir zu einem großen Thema, nämlich meiner Gesundheit. Frauchen meinte mal, für die mittlere vierstellige Summe, die sie inzwischen in meine Gesundheit investiert hat, hätte sie locker ihr Auto abbezahlen können. Das spielt für sie aber überhaupt keine Rolle, denn viel wichtiger war und ist es für sie, dass ich rundum gesund werde. Die Sache mit meinem Auge war leider wesentlich komplizierter, als alle ursprünglich angenommen hatten. Es stellte sich nämlich raus, dass der Eiter, der ständig zu sehen war, aus dem Tränennasenkanal kam. Und da kommt man ja nicht so einfach dran. Anfangs versuchten wir es auf Anraten einer Fachtierärztin für Augenheilkunde mit täglichen Spülungen des Tränennasenkanals, welche ich unglaublich brav und tapfer über mich ergehen ließ. Ich bekam ja aber auch jedes Mal hinterher ein supertolles Leckerli dafür! Gott sei Dank ist mein Frauchen selbst Tierärztin, so dass wir das innerhalb von nicht mal fünf Minuten zu Hause erledigen konnten und ich nicht jedes Mal extra in eine Praxis musste. Da aber trotzdem jeden Tag ungefähr ein Fingerhut voll Eiter aus dem Kanal gespült werden konnte, fragte mein Frauchen eine zweite Augenspezialistin um Rat. Diese ist auch auf europäischer Ebene richtig, richtig gut in ihrem Fachgebiet und riet dazu, mich am Tränensäckchen zu operieren. Die Einzelheiten sind zu kompliziert, um sie hier aufzuschreiben, auf jeden Fall wurde ich operiert und die Augenspezialistin meinte, dass sie und ihr Team schwer beeindruckt waren von den Massen an Eiter, die bei der OP hervorquollen. Soetwas hätten sie noch nie gesehen. Leider wurde kein Fremdkörper gefunden, von dem eigentlich vermutet wurde, dass er die Ursache für das Problem war. Es folgten weitere Spülungen zu Hause und irgendwann, nachdem auch meine Herzwürmer im Griff waren, schien mein Körper es endlich zu schaffen und es kam Ruhe in den Tränennasenkanal. Er ist nicht mehr so ganz richtig offen wie bei meinem anderen Auge, so dass die Tränenflüssigkeit auf der Seite meist nicht dadurch abläuft, sondern aus meinem inneren Augenwinkel nach außen, aber das stört niemanden. Hauptsache, es bildet sich kein Eiter mehr! Da dies immer noch nicht so ganz ausgeschlossen ist, weil ja die Ursache nicht wirklich gefunden worden konnte, behält mein Frauchen die Sache gut im Blick. Sollte da nochmal Eiter rauskommen, müsste ich ins CT. Aber ich hoffe, dass das nicht nötig sein wird!

Mein Ehrlichiose-Titer war sehr hoch und sank nach der langen Doxy-Therapie nur langsam, aber wenigstens stetig. Von daher macht uns diese Baustelle keine so großen Sorgen. Schwieriger war es mit den Herzwürmern. Leider wurden bei mir nicht nur Larvenstadien, sondern auch erwachsene Würmer nachgewiesen und von den Larven noch dazu eine sehr große Menge. Meine Lunge sah deshalb im Röntgenbild auch nicht so schön aus, dafür zeigte der Herzultraschall, dass mein Herz Gott sei Dank noch keine Folgeschäden dadurch genommen hatte. Damit es auch gar nicht mehr so weit kommen konnte, wurde sofort mit der Therapie begonnen. Für alle Untersuchungen und Behandlungen fuhr mein Frauchen mit mir extra in die Tierklinik nach Hofheim, auch wenn das jedes Mal über 3,5 Stunden Fahrt einfache Strecke bedeutete. Sie sagte, dass dort die absoluten Spezialisten für mein Auge und die Herzwürmer sind und ich da in den allerbesten Händen sei. Das war ihr total wichtig, da die Behandlung meines Auges schwierig und die der Herzwürmer nicht ohne Risiko war durch die erwachsenen Würmer und die hohe Anzahl an Larven. Ich bekam zuerst regelmäßig ein Medikament in den Nacken und nach drei Monaten bekam ich insgesamt drei Spritzen in unterschiedlichen Abständen, um die erwachsenen Herzwürmer abzutöten. Davon hab ich aber nichts mitbekommen, da ich komischerweise immer sehr müde wurde davor und das Ganze einfach verschlafen habe. Da Frauchen und meine Freundin Juna beim Aufwachen jedes Mal bei mir waren, fand ich das aber nicht ganz so furchtbar schlimm. Einmal musste ich über Nacht dort bleiben, während Frauchen und Juna ganz in meiner Nähe in einem Hotel übernachteten, um im Notfall sofort bei mir sein zu können. Mein Frauchen sagte mir, dass andere Hunde bei dieser Therapie insgesamt sogar drei Nächte dort bleiben müssen. Das war bei mir zum Glück nicht nötig, da Frauchen mich zu Hause selbst hätte behandeln können, wenn es Nebenwirkungen gegeben hätte, was aber zum Glück nicht der Fall war. Es war nicht toll, alleine in der Klinik bleiben zu müssen, aber es war ok, da ich ja auch so schnell es geht gesund werden wollte. Denn auf eins freute ich mich schon riesig: endlich mit spazieren gehen zu dürfen! Da ich eine so hohe Last an Larven und dazu auch erwachsene Würmer hatte, bestand jederzeit die Gefahr, dass ich eine sogenannte Embolie (ich hab mir das Wort extra gemerkt, weil es so wichtig war) bekomme und im schlimmsten Fall hätte sterben können, sobald eins von den Dingern abstarb. Da die Gefahr umso größer war, wenn ich laufe oder mich aufrege und mein Herz dadurch schneller schlägt, musste ich die ersten drei Monate ganz ruhig gehalten werden. So waren mein Frauchen und ich immer nur im Garten, während Herrchen mit den anderen drei Hunden spazieren ging. Das war doof, auch wenn wir im Garten spannende Sachen gemacht haben. Aber jetzt darf ich ja endlich mitgehen und da freuen wir uns alle riesig drüber! Spaziergänge finde ich total toll! Am allerliebsten würde ich die ganze Zeit Rehe und Hasen jagen und lasse mich davon auch gar nicht abbringen. Deshalb hat Frauchen mich an einer langen Leine und inzwischen besuchen wir regelmäßig ein Einzeltraining in einer guten Hundeschule. Ob ich jemals frei laufen darf, wissen wir alle noch nicht so genau, da ich wirklich ganz, ganz unbedingt anderen Tieren hinterherlaufen möchte und mir dann auch alles andere vollkommen egal ist. Aber wir arbeiten daran und so, wie es im Moment ist, ist es auch vollkommen ok für mich. Auf jeden Fall bin ich fit, meine anfangs durch die Herzwürmer, welche ja hauptsächlich in der Lunge leben, erhöhte Atemfrequenz ist inzwischen ganz normal und der erste Bluttest hat ergeben, dass die Larvenstadien der Herzwürmer besiegt sind! Im Dezember muss ich dann nochmal zur Abschlussuntersuchung, bei der geguckt wird, ob auch die erwachsenen Würmer weg sind, meine Lunge sich erholt und mein Herz immer noch gesund ist. Auch das Auge bzw. den Tränennasenkanal soll sich die Spezialistin dann nochmal ansehen, zur Sicherheit. Da es ja nicht langweilig werden soll 😉 musste bei mir zwischendurch noch eine Warze an der Lefze entfernt werden, da sie wirklich riesengroß war, mich störte und sich noch dazu ganz doll entzündet hatte. Das ist aber inzwischen auch alles wieder gut verheilt und Schnee von gestern.

Ja, meine Gesundheit war in den ersten Monaten ein großes Thema bei mir. Aber genug davon! Ich möchte Euch doch noch von meinem neuen Leben hier erzählen! Ich bin sehr froh, dass ich in ein Zuhause gekommen bin, in dem noch andere Hunde leben! Da ich doch sehr unsicher und schüchtern war, hab ich mich von Anfang an sehr an dem Verhalten der anderen orientiert. Sie haben mir durch ihre ruhige Art immer gezeigt, dass alles ok ist und ich keine Angst zu haben brauche. Auch jetzt noch fühle ich mich deutlich sicherer, wenn die anderen bei mir und wir alle zusammen unterwegs sind. So hab ich inzwischen schon ganz viel erlebt! Ich hab mich nach anfänglicher Skepsis ins Wasser getraut (ok, nur die Pfoten, aber die anderen gehen auch nicht weiter rein) und finde das inzwischen total super! Wenn ich unter Wasser etwas Spannendes entdecke, stecke ich immer meine ganze Nase bis zu den Augen unter Wasser, aber irgendwie klappt das mit dem Schnuppern dort nicht ;-). Wir waren alle zusammen schon zweimal im Urlaub und es war grandios! In der Isar und dem Tegernsee plantschen, in Bad Tölz von einem Cafe aus die vorbeigehenden Leute beobachten, am Schliersee mit der Gondel auf die Alm fahren, in Regensburg in jeden einzelnen Geschäftseingang schnuppern, in Rothenburg ob der Tauber die Umgebung unsicher machen und noch Vieles mehr! Natürlich haben wir zwischendurch auch ganz viel geschlafen, schließlich wollten wir uns ja erholen. Es war sooo toll und Frauchen ist unglaublich stolz auf mich, da ich das alles so super gemacht habe! Anfangs ist mir beim Autofahren immer furchtbar schlecht geworden und ich musste mich übergeben, aber seitdem ich vorher eine Tablette bekomme, funktioniert auch das problemlos und ich schlafe gemütlich mit den anderen Hunden, bis wir angekommen sind. Frauchen sagte, dass wir nächstes Jahr mal ans Meer fahren, da bin ich auch schon total gespannt drauf!

Zuhause haben wir ganz viel Platz und vor allem einen riesigen Garten, den ich sehr liebe. Am allerbesten ist das Gras, das ist so weich und riecht so gut! Von Anfang an hab ich mich aus purer Lebensfreude total gerne darin gewälzt! Aber natürlich schnuppere ich auch gerne alles ab oder lege mich einfach in die Sonne und genieße die Wärme auf meinem Fell.

Einmal hab ich Frauchen übrigens die Leine aus der Hand gerissen, als sie sich gerade zu den anderen Hunden umgedreht hatte, und bin weggelaufen. Ihr müsst das verstehen, da ist ein Hase direkt vor mir über den Weg gelaufen, da musste ich doch einfach hinterher! Da war es mir in dem Moment auch egal, dass Frauchen mich rief. Ich war so schnell ganz weit weg, das hättet Ihr sehen sollen! Irgendwann hatte ich mich aber mit der Leine in einem sehr großen und dicht bewachsenen Dickicht verheddert. Da hab ich dann doch auf einmal Angst gekriegt, denn wie sollte Frauchen mich hier nur wiederfinden? Gott sei Dank hatte sie mir direkt am Anfang, als sie merkte, dass ich doch recht unsicher bin und noch dazu so gerne anderen Tieren hinterherlaufen würde, einen GPS-Tracker gekauft. Den hab ich draußen immer an meinem Halsband dabei und so hat mich Frauchen relativ schnell wiedergefunden. Wir waren beide sooo froh, als sie zu mir ins Gebüsch gekrabbelt kam und wir uns wiederhatten! Sie sagte, ohne den Tracker hätte sie mich an der Stelle nicht gefunden und dass er mir somit das Leben gerettet hat. Da will ich lieber gar nicht weiter drüber nachdenken. Seitdem sichert Frauchen meine lange Leine immer noch zusätzlich mit einer kurzen Leine um ihren Bauch, damit ich auch ganz sicher nicht noch einmal weglaufen kann. Den Tracker und die beiden kleinen Anhänger mit meinem Namen und Frauchens Handynummer an Geschirr und Halsband behalte ich natürlich trotzdem weiter um – sicher ist sicher!

Die anderen drei Hunde hier zu Hause kommen übrigens auch alle aus dem Ausland. Frauchens Juna ja ebenfalls aus Serres in Griechenland und Herrchens beiden Hündinnen aus Rumänien und Portugal. Wir verstehen uns alle bestens und es gibt überhaupt keine Streitigkeiten, selbst ums Futter nicht. Juna und ich werden unterwegs immer für Geschwister gehalten und irgendwann wird Frauchen noch testen lassen, ob wir vielleicht wirklich miteinander verwandt sind. Was ich zu Hause ganz toll finde, ist, dass wir mit aufs Sofa dürfen! Da müssen sich Frauchen und Herrchen dann ganz eng aneinander kuscheln, da sie sonst keinen Platz mehr haben neben uns drei großen Hunden 😉 Aber am allerliebsten mag ich mein Frauchen und bin immer in ihrer Nähe. Wenn sie zum Beispiel kocht, liege ich auf dem Teppich neben ihr und gucke ihr zu. Wenn sie den Hof fegt, lege ich mich auf die Treppenstufen vor der Haustür und döse ein wenig und wenn sie sich aufs Sofa legt, kuschle ich mich an sie und genieße die Streicheleinheiten. Abends clickern wir immer ein bisschen, das macht mir total viel Spaß und Frauchen sagt, dass ich ein sehr schlauer Hund bin. Ich freue mich so sehr darüber, hier zu sein, dass ich jedes Mal ganz doll wedele, sobald jemand auf mich zu- oder an mir vorbei geht. Überhaupt bin ich ein sehr freundlicher und ausgeglichener Hund. Frauchen sagt immer, dass sie unglaublich froh und glücklich darüber ist, dass ich endlich bei ihr bin und auch Herrchen meint, dass ich mich super gut ins Rudel integriert habe und total lieb bin. Danke, dass Ihr das ermöglicht habt!

Frauchen hat mich gebeten, Euch auszurichten, dass sie damals von Euch und Eurem Tierheim total begeistert war! Obwohl Ihr sicherlich wahnsinnig viel zu tun habt, habt Ihr ihr alle benötigten Auskünfte zu mir vorab geduldig per Email geschickt, wart vor Ort so wahnsinnig nett und habt Euch viel Zeit gelassen und das Tierheim selbst war auch sehr schön!

So, jetzt muss ich aber aufhören, denn draußen scheint total schön die Sonne und wir wollen noch eine große Runde spazieren gehen. Anbei schicke ich noch ein paar Fotos, damit Ihr sehen könnt, dass es mir gut geht und was ich inzwischen alles erlebt habe!

Vielen Dank für alles und ganz liebe Grüße von

Amy und Christine


Fotos